Hormonbehandlung und Kinderwunsch

Bei einem unerfüllten Kinderwunsch spielen oft Hormone eine Rolle. Fruchtbarkeitsstörungen bei Frauen betreffen häufig die Eizellenreifung, die hormonell gesteuert wird. Behandelt werden sie in der Regel mit verschiedenen Hormontherapien, je nach Art und Ausmaß der Störung. Hormonbehandlungen bei Kinderwunsch sind meist langwierig und teils auch mit Nebenwirkungen verbunden. Aus diesem Grund sollten Hormontherapien bei Kinderwunsch sehr genau auf das Problem abgestimmt und so niedrig wie möglich dosiert sein. Vor der Hormonbehandlung sollte eine ausführliche Diagnostik erfolgen, die im Regelfall auch den Partner einschließt.

Zyklusmonitoring und Erkrankungen

Beim Zyklusmonitoring werden Hormonwerte bestimmt, im Ultraschall die Heranreifung der Eibläschen und das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) beobachtet.
So kann beispielsweise eine Eierstockschwäche (Ovarialinsuffizienz) diagnostiziert werden. Bei dieser wird zu wenig Östrogen durch den Eierstock ausgeschüttet und es findet kein Eisprung statt.

Bei einer Hyperprolaktinämie besteht hingegen ein Überschuss an Prolaktin (PRL) – auch laktotropes Hormon (LTH), Lactotropin oder Laktotropin genannt – regt normalerweise nach der Geburt die Milchproduktion an und unterdrückt den Eisprung.

Androgenisierung

Bildet der Köper zu viele Androgene (männliche Hormone wie Testosteron und DHEA-S, die auch bei Frauen vorkommen) kann dies die Funktion der Eierstöcke ebenfalls erheblich beeinträchtigen.

PCO oder PCOS (Polyzystisches Ovarialsyndrom)
PCO ist eine Erkrankung die mit 5-10% aller geschlechtsreifen Frauen sehr häufig auftritt. Hier liegt eine Störung des Hormonhaushalts zugrunde, das Gleichgewicht der Geschlechtshormone ist gestört und es werden zu viele männliche Hormone (Androgene) gebildet. Zyklusstörungen, Hypermenorrhoe (sehr starke Regelblutungen), vergrößerte Eierstöcke, vermehrte Behaarung und Gewichtsprobleme sind häufige Symptome.

Hormonbehandlung

Bei einer Hormonbehandlung im Zusammenhang mit Kinderwunsch geht es darum, den Hormonhaushalt der Frau oder des Mannes so zu optimieren, dass eine erfolgreiche Empfängnis wahrscheinlicher wird.
Dazu kann der Eisprung stimuliert werden, der Zyklus reguliert, und die Qualität der Eizellen verbessert werden. Auch bei IUI und IvF erfolgt i.d.R. eine hormonelle Behandlung.
Intrauterine Insemination (IUI): Einsetzen des aufbereiteten Spermas in die Gebärmutter
In-vitro-Fertilisation (IVF): Befruchtung der Eizellen außerhalb des Körpers und anschließendes Einsetzen in die Gebärmutter

Zumeist beginnt die Hormonbehandlung am 3. Zyklustag, als am 3. Tag nach der Periode. Um die Stimulation der Eierstöcke anzuregen werden körpereigene Hormone verwendet, Gonadotropine.
Dazu bekommt man die Medikamente mit nach Hause und kann die Bauchinjektionen selbst durchführen.

Medikamente

Einige Medikamente, z.B. Clomifen, gibt es auch als Tabletten.
Es gibt Präparate, die LH (luteinidierendes Hormon) und FSH (follikelstimulierendes Hormon) enthalten. Dieses wird in der Hirnanhangdrüse gebildet und steuert die Entwicklung und die Funktion der männlichen und weiblichen Keimdrüsen.
Einige Präparate enthalten zwei Hormone, nämlich LH und FSH:

LH, luterisierendes Hormon oder auch Luteotropin genannt, kommt bei beiden Geschlechtern vor. Bei der Frau ist es für die Funktion der Eierstöcke, der Hormonproduktion und den Menstruationszyklus verantwortlich. Beim Mann fördert es die Bildung von Testosteron in den Hoden.

Normalwerte

Bei der Frau liegt der Normalwert in der ersten Zyklusphase bei 1,9 bis 12,5 U/l. Zum Zeitpunkt des Eisprungs liegt dieser bei 8,7 bis 76,3 U/l. In der zweiten Zyklushälfte liegt er bei 0,5 bis 16,9 U/l.
Beim Mann ist der LH Normwert (auch Interstitial Cell Stimulating Hormone, kurz ICSH genannt) mit einer Konzentration von 1,5 bis 9,3 U/l angesetzt.

Hormonelle Vorgänge

FSH oder Follitropin (follikelstimmulierendes Hormon)
FSH bewirkt bei der Frau die Reifung von Eibläschen (Follikel) im Eierstock bis zum Eisprung. Beim Mann regt es die Spermienbildung an (Spermatogenese)
Um eine Ausschüttung von FSH zu bewirken, benötigt der Körper Gonadotropin (GnRH, Gonadotropin-Releasing Hormon).
Follitropin wird bei der Frau v.a. in den ersten 14 Tagen des Zyklus freigesetzt. Beim Mann schwankt der FSH-Wert normalerweise kaum. Er wird, genau wie Testosteron, benötigt, um das Wachstum und Überleben der Spermien zu unterstützen. Der FSH-Wert liegt beim Mann normalerweise zwischen 1 und 10,5 Einheiten.

Viele Frauen benötigen kein LH, da sie selbst genug bilden. In diesem Fall wird nur FSH eingesetzt.
Medikamente und Dosierung werden in der Kinderwunschbehandlung immer an die jeweilige individuelle Situation angepasst und durch Blut- und Ultraschalluntersuchungen kontinuierlich überprüft.
Ist die Therapie erfolgreich und es bilden sich ausreichend Follikel, wird der Eisprung ausgelöst.

Dazu wird das Hormon hCG (humanes Choriongonadotropin) injiziert, der Eisprung folgt i.d.R ca. 30h später.
Nach dem Eisprung werden oftmals Hormone wie Progesteron, Östrogen und hCG eingesetzt, um die Gelbkörperphase und Einnistung zu unterstützen.
Durch Geschlechtsverkehr am gleichen oder nächsten Tag oder eine Insemination am Tag nach der hCG-Gabe, kann eine Befruchtung stattfinden.

Ist diese Methode mehrere Zyklen lang nicht erfolgreich, beginnt meistens die IvF, also eine Befruchtung außerhalb des Körpers.